v.l.: Guntram Schneider, Kay Bandermann, Veye Tatah, Birgit Jörder, Daniela Schneckenburger (Jugend-Dezernentin, Birgit Zoerner (Sozialdezernentin), Thorsten Hoffmann (MdB). (Foto: Pal Delia)
Der Presseverein Ruhr hat Veye Tatah, Gründerin und Initiatorin des Vereins „Africa Positive“, am Freitagabend (6. November) im Dortmunder Rathaus mit dem Eisernen Reinoldus ausgezeichnet. Der ehemalige nordrhein-westfälische Sozialminister Guntram Schneider lobte die Entscheidung des Pressevereins, der damit einen „Volltreffer gelandet habe“, weil die Preisträgerin vorbildlich für „gelebte Integration“ einstehe. „Sie ist ein Multitalent“, sagte der Sozialdemokrat und hob auf ihr vielfältiges, gesellschaftliches Engagement ab, um das sie sich um das Gemeinwohl verdient mache. Die gebürtige Kamerunerin sei nicht nur studierte Informatikerin und Unternehmerin, sondern ebenso mit der Zeitschrift, die den gleichen Namen trägt, wie ihr Verein, als Publizistin tätig. Das Magazin Africa Positive sei „lesenswert, höchst professionell gemacht und spannend geschrieben“, lobte Schneider.
Blick in den Festsaal (Foto: Pal Delia)
Wenn die Medien heute über Afrika berichten, dann komme der Kontinent sehr häufig als etwas Exotisches daher. Die tatsächlichen Ursachen für die Probleme der afrikanischen Staaten geraten dabei viel zu kurz, meinte der einstige DGB-Landesvorsitzende. Die mangelnde Beschäftigung mit dem Kontinent werde sich aber noch rächen. Denn die Folgen der Entwicklungen seien in Europa aber auch jetzt schon deutlich zu spüren. Ein erheblicher Teil der Flüchtlinge stamme nicht nur aus Syrien oder dem Irak, sondern vor allem auch aus Afrika. Die Redeweise von Wirtschaftsflüchtlingen sei für ihn unverständlich, mit dem Begriff seien doch eigentlich diejenigen gemeint, die der Steuer in Deutschland entgehen wollen. Es handele sich doch oftmals um Armutsflüchtlinge, die Afrika verlassen. Seine Rede nahm Schneider zum Anlass, die finanziell unzureichende Entwicklungshilfe zu kritisieren. Zudem würden EU-Entscheidungen die Situation in Afrika noch verschlimmern, wenn Schlachtabfälle aus Europa dorthin transportiert würden und dazu führen, dass die für die Kleinbauern überlebenswichtigen regionalen Fleischmärkte zusammenbrechen.
Dortmunds Bürgermeisterin Birgit Jörder hob in ihrem Grußwort hervor, dass das Magazin Africa Positive sich mit seiner Berichterstattung von den Stereotypen zu Afrika wie Krieg, Hunger, Krankheiten wohltuend abhebe. Das Magazin, aber auch das Engagement des Vereins für den Unterricht von Migrantenkindern seien dem Einsatz von Veye Tatah zu verdanken, die nicht nur die Idee, sondern auch die Ausdauer gehabt habe, einen solchen Verein aufzubauen und zu organisieren.
Preisträgerin Veye Tatah und der Vorsitzende des Pressevereins Ruhr, Kay Bandermann. (Foto: Pal Delia)
Der Vorsitzende des Pressevereins Ruhr, Kay Bandermann, hob hervor, dass in diesem Jahr zum 50. Mal der Eiserne Reinoldus verliehen werde. Erstmals erhielt ihn 1965 der damalige NRW-Ministerpräsident Franz Meyers. Mit Veye Tatah werde erstmals eine Persönlichkeit ausgezeichnet, die von einem anderen als dem europäischen Kontinent stamme. Und schließlich gewinne die Preisverleihung durch die große Zahl an Flüchtlingen auch noch an Aktualität in einer Form, die bei der Entscheidung bei der Jahreshauptversammlung im März noch nicht absehbar gewesen sei.
Kay Bandermann ging zudem in seiner Rede auf die Übergriffe von Neonazis auf Journalisten ein. Sie bedrohen sie nicht nur durch Mails und Briefe. Die Rechtsradikalen bedrängten die Kollegen selbst im privaten Bereich. So wurde der RN-Redakteur Peter Bandermann beim Einkauf zu einem Interview gezwungen und die Aufnahmen ins Netz gestellt. Dass die Staatsanwaltschaft trotzdem keinen Anlass sieht, weiter zu ermitteln, sondern das Verfahren mit der Begründung einstelle, die Nachstellungen der neuen Nazis haben noch keine schwerwiegenden Folgen für die Lebensführung von Peter Bandermann, bezeichnete der Vorsitzende als „Skandal“. Erst, wenn der RN-Redakteur wegziehen oder seinen Arbeitsplatz wechseln würde, hätte die Staatsanwaltschaft einen Anlass zum Handeln gesehen. Die Oberstaatsanwaltschaft in Hamm sei derzeit damit befasst, die Entscheidung der Dortmunder Justizbehörde zu prüfen.
Peter Bandermann war am Montag in Berlin mit der „Goldenen Victoria für Pressefreiheit“ ausgezeichnet worden, ein Preis des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger. „Gratulation und Respekt für diese Haltung“, so der Vorsitzende.
Mitglieder des Vereins Africa Positive und des Pressevereins Ruhr (Foto: Pal Delia)
Veye Tatah bedankte sich in ihrer Rede für die Auszeichnung, hob aber auch hervor, dass damit nicht nur sie, sondern auch das Team von Africa Positive geehrt werde, ohne das die Arbeit überhaupt nicht zu leisten wäre. Der oberflächlichen Berichterstattung, die auch bei vielen Medien in Afrika zu beobachten sei, wolle man mit dem Magazin etwas entgegensetzen. Da warte auch weiterhin noch viel Arbeit auf den Verein.