Jahresversammlung des Presseverein Ruhr/28.2.09

Die Situation in der WAZ-Gruppe war das beherrschende Thema der Jahresversammlung des Presseverein Ruhr in Dortmund. Eine Diskussion mit dem Chefredakteur der Westfälischen Rundschau, Malte Hinz, und seinem Stellvertreter Frank Fligge, sorgte für einen vollen Versammlungsraum. Dabei äußerte sich Hinz „relativ hoffnungsfroh“, dass es bei der WR keine Kündigungen geben werde. Man habe ein „vorzügliches Verhandlungsergebnis“ erzielt. Er hält die Zeitung nach den bevorstehenden Personaleinschnitten für publizistisch besser als vorher.
Eine Darstellung, die bei den anwesenden DJV-Mitgliedern auf wenig Verständnis stieß. Zur Erinnerung: die WR-Mantelredaktion schrumpft von derzeit 44 auf 16 Redakteure. Mehrere Lokalredaktionen, darunter Hagen, Arnsberg, Meschede, Hagen und Olpe werden entweder ganz aufgegeben oder übernehmen hinter dem WR-Mantel den Lokalteil der „Schwesterzeitung“ Westfalenpost.
Auch Hinz‘ flammendes Plädoyer für das sog. Branding, also die Reduzierung des Eigenanteils im Lokalen auf einen eigenrecherchierten Mini-Teil, überzeugte die Mitglieder des Presseverein nicht. Sie sehen darin eher eine „Mogelpackung“, zumal dann, wenn die Leser nicht informiert werden, dass der überwiegende Teil ihrer Lokalausgabe von der nicht-abonnierten „Konkurrenzzeitung“ ist.
Einigkeit herrschte allerdings darüber, dass der Abbau von rund 300 Arbeitsplätzen und die Schließung dutzender Lokalredaktionen ein „publizistischer Kahlschlag“ ohne Beispiel ist. „Das ist ganz bitter. Da gibt es nichts zu beschönigen“, sagte Hinz, der neben seiner im Dezember angetretenen Chefposition immer noch Bundesvorsitzender der dju ist. Er lobte die Arbeit der Belegschaftsvertreter in den vergangenen Wochen. „Die Betriebsräte haben einen ganz hervorragenden Job gemacht.“
Die lebhafte, zweistündige Debatte endete mit dem Appell an Hinz und Fligge, die Einhaltung tarifvertraglicher Standards sicherzustellen und weitere Einsparungen bei freien Journalistinnen und Journalisten zu verhindern. Später beschloss die Jahresversammlung eine entsprechende Resolution für den NRW-Gewerkschaftstag.
Im weiteren Verlauf wählten die Mitglieder des Presseverein Rüdiger Teepe zum „Eisernen Reinoldus“ 2009. Der Gründer und Vorsitzende der „Dortmunder Tafel“ wird damit für sein herausragendes soziales Engagement geehrt. Mehr als 7.000 Menschen in Dortmund werden über die Tafel-Ausgabestellen mit Lebensmitteln versorgt. Die Presseverein-Mitglieder hielten es gerade in einem Krisenjahr für wichtig, ein Engagement zu würdigen, das praktizierte gesellschaftliche Solidarität ist.

Für 40 Jahre Mitgliedschaft im DJV wurde der Pensionär Günter Schulte ausgezeichnet. Landesvorsitzender Helmut Dahlmann übergab dem langjährigen Redakteur der „Dortmunder Nordwest-Zeitung“ Urkunde und die Goldene Ehrennadel.

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